Wenn der Pinsel zur Peitsche wird

Der Mensch nach der Apokalypse?

… Alles andere als ruhig wirken die Bilder von Gisela Krause, welche den Menschen zum bestimmenden Motiv ihrer Werke gemacht bat. Menschen, die sich auf den ersten Blick als reine Gestaltungselemente präsentieren und durchwegs Schweigen ausstrahlen. … Szenen aus Fritz Langs “Metropolis” kommen einem in den Sinn, wo der Mensch beängstigende Ähnlichkeit mit Maschinen erhält.

Sie sind Schatten ihrer selbst, und man hat den Eindruck, Gisela Krause wolle zeigen, was ist, wenn der Mensch nur noch einfach übrig geblieben ist. Sie holt Illusionen und Träume jäh in die Realität zurück und lässt keinen Zweifel offen, dass sich ihre Wirren Striche, die sich oftmals wie Fesseln um die Menschen winden, modern interpretieren lassen … Das Wirre lässt sie nur dann weg, wenn sie eine klare politische Aussage machen will- und davon findet man etliche: Vor allem den Krieg nimmt sie immer wieder mit einer komischen Mischung aus Ironie und Bitterkeit aufs Korn, der Soldat ist für Gisela Krause Ausdruck der Machtlosigkeit von Individuen.

Dass hier eine wirklich grosse Künstlerin in Bremgarten gastiert, zeigt sich auch an der scheinbaren Leichtigkeit, mit der Gisela Krause die verschiedensten Techniken fast beliebig für ihre Zwecke einzusetzen weiss – auch mit rudimentärer Skizzenhaftigkeit vermag sie Gefühle zu visualisieren. Der Zürcher Martin Steiner spricht von einem Spiegel, den Gisela Krause dem Menschen vorhält, und zu diesem Zweck hat sie den Pinsel zur Peitsche gemacht.

Christoph Heer, Badener Tagblatt