Gisela Krause singt mit den Farben der Baumstimmen

Die neuen Arbeiten von Gisela Krause in der Galerie lngrid Merz bis 20. Dezember sind ganz der Farbe verpflichtet. Zeichnerisches tritt zurück, wenn die Bäume singen.

Wild und frei, explodiert eine neue Lebenskraft malerischer Freude. Gisela Krause, die immer wieder versucht hat, zu schweben, scheint sich in der gegenwärtigen Schaffensphase wirklich abgehoben und in Baumkronen abgesetzt zu haben. Spontaner und intensiver ist ihr Umgang mit Farbe geworden. Was sich in Menschenkörpern, die Landschaften trugen, und in Landschaften, die menschliche Wesen verbargen, angekündigt hat, setzt sich frei. Jetzt singt die Natur.

Musik wurzelt in Lüften

Und während Gisela Krause die Partitur der Farben spielt, hat sie doch die Bindung an die Erde nicht verloren. Ihre Bäume wurzeln im Erdreich, die Musik aber in Lüften. Gleichsam auf gleicher Höhe mit Vogelstimmen und Blätterrauschen ist die Farbexplosion Umsetzung des inneren Wesens. Der Weg ist ablesbar. Aus Menschengruppen sind Baumstimmen gewachsen, die wunderliche Blätter und Früchte treiben, umweht vom malerischen Feld. Mit zunehmender Abstrahierung werden Körper- und Landschaftserinnerungen zum akustischen Ereignis in rhythmischer Ordnung. Farben, die tanzen.

Das Herbarium blüht

Serigraphien sind der Auslöser zu solcher Befreiung. Die Arbeiten dieser für Krause neuen Technik hat ihr gewissermassen den Pinsel aus der Hand genommen. Der Einstieg ist dort zu finden, wo Menschengruppen ihre Wurzeln schlagen, wie Gisela Krause also Neuland bebauen. Die gewonnene Transparenz verstärkt das Leuchten, Farbzonen schweben als tiefe Einblicke im Liebt, Wesen mit froher Bestimmung.

Das Herbarium von Gisela Krause gibt auf Blättern das der Natur zurück, was sie atmen lässt. Duft und Saft der Pflanze wirken als Lebenselixier. Lust und Leidenschaft erinnern an die ähnlich gelagerte Bewegung der Fauves.Wenn Gisela Krauses malerische Persönlichkeit auch in solcher Euphorie stets erkennbar bleibt, ist auch die Gewissheit da, dass sie auf ganz persönlichem Weg zu dieser neuen Freiheit gefunden hat

Roland Mattes, St. Gallen